Der Weg nach Ulm



Unmittelbar nach Erhalt der Nachricht gab Napoleon den Marschbefehl, jedoch ohne alle Zelte am Kanal abzureißen. Die Koalitionäre sollten sich in Sicherheit wiegen und glauben, dass er immer noch auf seine Flotte wartete.

Seine Truppen verließen ab dem 25. August ihre Lager an der Kanalküste in Richtung Westen. Der Kaiser selbst blieb bis September in Boulogne um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Sein Plan sah vor bis Mitte September bereits 200.000 Soldaten in Deutschland zu sammeln um einer Vereinigung der russischen und österreichschen Truppen zuvorzukommen. Nachdem am 3. September die letzten Soldaten unterwegs waren reiste Napoleon nach Paris ab.

Das Aufmarschgebiet der Armee vom Kanal war entlang des Rheins zwischen Mannheim und Straßburg. Diese Soldaten sollten das Zentrum und den rechten Flügel der Grande Armée bilden. Im Norden trugen Soldaten aus Hannover und den Niederlanden den linken Flügel. Sobald der Feldzug begann, sollten die Armee in das Donautal vordringen und von dort aus ihre Schläge vollziehen. Das wichtigste Element des Plans war, dass die Festung Ulm nicht vom bevorzugten Weg durch den Schwarzwald angegriffen wurde. Napoleon war sich sicher auch auf diesem Weg siegen zu können, ein österreichischer Rückzug nach Osten wäre jedoch fatal, konnten sie sich doch später mit den Russen vereinen.

Murats Kavallerie erreichte am 20. September ebenfalls Straßburg. Von dort sollten sie in den Schwarzwald vordringen um General Mack von den gewaltigen Truppenbewegungen im Norden abzulenken. Auch im Norden bekam Bernadotte Order sich möglichst auffällig in Richtung Frankreich zu bewegen. In Wirklichkeit traf sich sein Korps I. bei Würzburg mit dem Korps II. unter dem Kommando von Marmont. Die beiden Korps spielten eine enorm wichtige Rolle, sollten sie doch unbemerkt zwischen Österreicher und Russen gelangen, während Mack die Franzosen vom Schwarzwald aus erwartete.

Die Koalition hatte ihren komplexen Schlachtplan von langer Hand geplant, Napoleon hatte sehr viel weniger Zeit und er machte es besser. Jedes Korps marschierte einzeln auf einer vorgegebenen zum Route um kein Aufsehen zu erregen, aber alle erreichten rechtzeitig ihr Ziel im Aufmarschgebiet. Der Kaiser selbst verließ in der zweiten Septemberhälfte Paris und erreichte wenig später seine Soldaten. Rund um den 25. September begann das Zentrum der Grande Armée den Rhein zu überqueren und stetig nach Osten zu marschieren.

Murat muss seine Aufgabe gut erledigt haben, denn Mack bemerkte immer noch nicht, dass das gewaltige französische Heer im Norden an ihm vorbeigezogen war und sich rund um Donau versammelte. Napoleon hatte es geschafft. Seine Grand Armée stand jetzt zwischen Österreicher und Russen, wobei von den Russen noch lange nichts zu sehen war und der Verbündete Kurfürst von Bayern stand mit seiner Armee in Würzburg und wartete auf ihn.

Ulm



Als General Mack merkte, dass der tatsächliche Hauptangriff von Osten kam war es bereits zu spät. Er brachte seine Truppen östlich von Ulm in Stellung, war aber immer noch fest davon überzeugt, dass Kutusovs Armee sich bald mit ihm vereinen würde.
Am 8. Oktober kam es bei Wertingen zum ersten Gefecht, bei dem die Österreicher schwere Verluste hinnehmen mussten. Drei Tage später kommt es zum nächsten Kampf bei Haslach in dessen Folge sich General Mack gezwungen sieht den Verteidigungsring um Ulm enger zu ziehen.

General Mack fasste den verzweifelten Plan, seine Divisionen über die zahlreichen Landstrassen um Ulm entwischen zu lassen und ihn Tirol und Böhmen wieder zu sammeln. Napoleon machte ihm einen Strich durch die Rechnung und nahm die Brücken bei Elchingen ein. Am 15. Oktober war Ulm komplett umstellt. Am folgenden Tag begann Mack halbherzige Verhandlungen mit den Franzosen zu führen. Weil er immer noch glaubte Kutusovs Armee könnte jeden Tag erscheinen, kündigte er den Franzosen seine Kapitulation für den 25. Oktober an. Am 20. Oktober sieht auch Mack ein, dass er auf verlorenem Posten kämpft.

Napoleon hatte mit geringstem Aufwand über 60.000 Gefangene gemacht und mehr als 200 Kanonen erbeutet.

Wenige Stunden nachdem die besiegten österreichischen Truppen an Napoleon vorbeidefilieren, kommt es weit entfernt vor der portugiesischen Küste bei Kap Trafalgar zu dem schicksalhaften Aufeinandertreffen von Nelson und Villeneuve. Die spanisch-französische Flotte wird komplett vernichtet, ein Schlag von dem sich die französische Marine unter Napoleon nicht mehr erholen sollte.